Nach Gedenkveranstaltung für Opfer von Hanau: Chemnitzer Polizei entsorgt abgelegte Blumen vor Augen der Teilnehmer

Anlässlich des vierten Jahrestages des Anschlages sollte am Montag in Chemnitz der Opfer gedacht werden. Doch Polizeibeamte entfernten niedergelegte Kerzen und Blumen. Das sorgt nicht nur online für Entsetzen, sondern hat auch ein Nachspiel.

Chemnitz. Mit Blumen und Kerzen wurde am Montagabend vor dem Roten Turm in Chemnitz den Opfern des Anschlags von Hanau am 19. Februar 2020 gedacht. Damals hatte ein Deutscher neun Menschen aus rassistischen Motiven erschossen. Anschließend tötete er seine Mutter und sich selbst.

Bereits wenige Stunden nach Ende der Versammlung am Montag in Chemnitz sorgte in den sozialen Medien ein Video für Aufregung. Darin zu sehen sind vier Polizeibeamte, die niedergelegte Blumen und Kerzen entsorgen. Das Bündnis „Chemnitz nazifrei“ hatte das Video bei Instagram geteilt. „Wir sind wütend. Wie würdelos ist es, die Blumen, die an ermordete Menschen erinnern sollen, noch an ihrem Todestag und vor Augen der Versammlungsteilnehmenden in den Mülleimer zu schmeißen“, schreiben Verantwortliche.

Laut dem Bündnis soll die Polizei kurz vorher bei der Anmelderin angerufen und ihr mitgeteilt haben, dass ihr die Kosten für das Entfernen der Blumen in Rechnung gestellt werden würden.

Die Stadt Chemnitz als Versammlungsbehörde teilt mit, dass bei allen Versammlungen der Anmelder einen Bescheid mit der Auflage erhält, dass der Versammlungsort so verlassen werden muss, wie er vorgefunden wurde. „Leider hat der Anmelder die Blumen und Kerzen vorher nicht angekündigt. Dies hätte die Stadt, insbesondere mit Blick auf das Thema, zugelassen“, sagt ein Sprecher. Die Stadt bedauere den dem Thema nicht angemessenen Umgang.

Für Verwirrung sorgte unter anderem die Tatsache, dass nach dem tödlichen Unfall eines 20-Jährigen im Oktober an der Zentralhaltestelle über mehrere Tage Blumen und Kerzen am Unfallort lagen. „Der Fall des Mannes war keine Versammlungslage, von daher konnte ein längeres Gedenken zugelassen werden“, erklärt ein Stadtsprecher.

Polizei hält Verhalten nicht für angemessen

Auch die Chemnitzer Polizei räumt ein, dass das Verhalten der Beamten nicht angebracht war. „Im Bescheid war festgehalten, dass der Versammlungsort sauber zu verlassen ist. Dies auf die zum Gedenken abgelegten Blumen und Kerzen auszulegen und diese zu entfernen, war insbesondere mit Blick auf das Versammlungsthema nicht angemessen“, sagt Polizeisprecherin Jana Ulbricht. Mit dem verantwortlichen Beamten wird der Vorfall nun nachbereitet. „Eine Rechnungsstellung wird seitens der Polizei nicht erfolgen“, sagt Ulbricht.